Aachener Chemikantin findet neuen Job dank Meister-Lehrgang in Essen

Als Frau einen typischen Männerberuf anzustreben, ist nicht immer leicht. Doch trotz großer Schwierigkeiten blieb die 28-jährige Miriam Kunze (Foto) am Ball: Sie machte die Ausbildung zur Chemikantin, überstand Firmenpleiten und ließ sich auch durch Arbeitslosigkeit nicht entmutigen. Am BCW BildungsCentrum der Wirtschaft in Essen besucht die Aachenerin derzeit einen Lehrgang zur Industriemeisterin Chemie; im April 2013 wird sie ihre IHK-Prüfung ablegen. Und einen neuen Job hat sie auch in Aussicht.

„Schon während der Schule habe ich mich für Naturwissenschaft interessiert, meine Wahlfächer waren Physik und Chemie“, erzählt Miriam Kunze. „Also wollte ich auch im Beruf etwas damit machen.“ Im Jahr 2002 beginnt sie ihre Ausbildung zur Chemikantin bei der LG Philips Display GmbH in Aachen. Doch kurz darauf meldet die Firma Insolvenz an. Die junge Auszubildende hat Glück und kann bei einem anderen Unternehmen ihre Ausbildung beenden. Ein weiterer Betrieb übernimmt die Chemikantin anschließend, doch auch dieser geht pleite. Wieder muss sich Miriam Kunze eine neue Stelle suchen. Es folgt der vierte Arbeitgeber. „Leider waren da nicht alle Männer so fortschrittlich, eine Frau in dem Job zu akzeptieren.“ Wie der Kollege, der ihr erklären will, warum Frauen für Arbeitslosigkeit verantwortlich seien. Sie entscheidet sich, die Firma zu verlassen und einen neuen Job zu suchen, zunächst ohne Erfolg.

Doch wieder gibt die Aachenerin nicht auf. Im August 2012 startet sie die Weiterbildung zur Industriemeisterin Chemie am BCW in Essen. Dafür pendelt sie mit dem Zug von Aachen nach Essen – morgens zwei Stunden hin, abends zwei Stunden zurück. „Es gibt nicht viele Anbieter, bei denen man den Lehrgang in Vollzeit machen kann. Ich bin froh, so den Kurs in acht Monaten zu schaffen.“ Die Kosten dafür nimmt Miriam Kunze auf die eigene Kappe, finanziert sich von ihrem Ersparten. Das Arbeitsamt unterstützt sie nicht. Ihr Ziel ist es selber Chemikanten auszubilden, der Ausbilderschein gehört zum Lehrgang dazu. Trotz des Stresses weiß Miriam Kunze, dass sich der Einsatz lohnt. „Ich habe auch schon ein Angebot in Aachen bekommen. Sobald ich den Meisterbrief habe, kann ich anfangen.“