Allein unter Männern: Chemikantin bildet sich zur Chemiemeisterin weiter

Einen langweiligen Bürojob wollte Iris Rammonat (Foto) nie machen, und für die sogenannten Frauenberufe ist sie nicht der Typ. „Friseurin war gar nichts für mich. Oder Krankenschwester; ich kann überhaupt kein Blut sehen.“ Jetzt arbeitet sie in einer echten Männerwelt: als Chemikantin bei der Ashland GmbH in Marl. Am BCW BildungsCentrum der Wirtschaft in Essen belegt sie derzeit den Lehrgang zur Industriemeisterin in Chemie, im April 2013 steht ihre IHK-Prüfung an. Dass sie sich in eine Männerdomäne aufmachte, war der heute 30-Jährigen gar nicht klar, als sie mit 16 ihre Ausbildung begann.

Dabei war sie in ihrer Klasse das einzige Mädchen, das die Ausbildung anfing. „Am ersten Tag in der Berufsschule war ich richtig geschockt, als da nur Jungs saßen. Ich habe abends erst einmal meinen Eltern gesagt, dass ich das nicht mache“, erinnert sich Iris Rammonat lachend. Kennengelernt hat sie den Beruf ganz klassisch bei einem Tag der offenen Tür im Marler Chemiepark. Die Arbeit als Chemikantin fand sie spannend: Anlagen steuern, kleinere Reparaturen durchführen und die Produktion überwachen. Heute ist sie froh, dass sie doch die Ausbildung beendet hat. „Klar gab es den einen oder anderen Spruch, aber nichts Schlimmes.“

Inzwischen arbeitet Iris Rammonat seit gut zehn Jahren in Wechselschicht: eine Woche zwölf Stunden am Tag, dann eine Woche zwölf Stunden in der Nacht. Den Job macht sie gerne, und auch eine Weiterbildung hat sie schon länger gereizt. Aber die Entscheidung, nach so langer Zeit noch einmal die Schulbank zu drücken, traf sie dann doch eher spontan: „Die Firma baut voraussichtlich neue Anlagen auf, außerdem gehen bald einige meiner Kollegen in Rente. Die Chance auf eine Übernahme ist also recht hoch.“ Seit August besucht sie den Unterricht am Essener BCW. „Nach zehn Jahren im Beruf musste ich mich schon wieder ans Lernen gewöhnen, aber nach ein oder zwei Wochen war das kein Problem mehr.“ Und wenn sie am Ende ihren Meisterbrief hat, hat sich das Gewöhnen auch gelohnt.